Perspektiv-Forum in Oldenburg

Aus dem gesamten HVLG kamen Menschen in die Evangelische Gemeinschaft Oldenburg, um an einem besonderen Perspektiv-Forum teilzunehmen. Menschen, die Fragen mitbringen, die suchen, die hören möchten und die bereit waren, sich innerlich berühren zu lassen. Der Tag wurde von Pastor Jens Stangenberg (Bremen) gestaltet, der als Referent mit großer Ruhe, Wärme und Klarheit in die zentralen Fragen des Glaubens und des Gemeindelebens hineinführte. Mit seinem Blick für das Wesentliche und seinem feinfühligen Umgang mit Menschen öffnete er Räume, in denen Vertrauen und Ehrlichkeit wachsen konnten.
Warum bin ich (noch) Christ? Warum bin ich (noch) dabei?
Gleich zu Beginn stellte Jens Stangenberg eine Frage, die viele tief berührte. Und sofort zeigte sich: Hier darf man ehrlich sein. Die Teilnehmenden aus dem HVLG sprachen offen über Zweifel, Hoffnungsschimmer, Belastendes und Tragendes. Manche erzählten von persönlichen Begegnungen mit Jesus, die sie bis heute prägen. Andere berichteten, dass sie trotz mancher Schwierigkeiten bleiben, weil sie die Gemeinschaft als Kraftquelle erleben. Gemeinsam wurde spürbar: Glaube ist kein fertiges Konzept. Glaube ist ein Weg – und den gehen wir zusammen. Ein Raum ohne Bewertung – ein Raum, der trägt.

Jens Stangenberg schuf bewusst eine Atmosphäre der Freiheit: Keine Bewertung; Keine vorschnellen Lösungen; Keine Angst, echte Fragen auszusprechen. Ein Kinderstuhl wurde zum Bild dafür, wie ein Perspektivwechsel uns wieder ins Staunen bringen kann – und ins Fragen wie ein Kind: ehrlich, direkt, ungeschminkt. So entstand ein Raum, in dem Menschen spürten: Gott hält unsere Fragen aus. Wir dürfen sie ebenfalls aushalten.
Die Fragen Gottes – und die Fragen Jesu
Ein Schwerpunkt des Tages lag auf der biblischen Beobachtung, dass Gott selbst Fragen stellt – im Alten und im Neuen Testament. Die Gruppen dachten gemeinsam über Fragen Jesu nach, die nicht belehren, sondern ins Herz treffen. Besonders die Frage: „Wollt ihr auch gehen?“ Viele merkten: Diese Frage stellt sich auch heute. Bleibe ich? Gehe ich? Und wenn ich bleibe – warum eigentlich? Die Ehrlichkeit, mit der diese Fragen besprochen wurden, führte viele zu einem neuen Verständnis ihrer eigenen Glaubensgeschichte. Was Menschen in der Gemeinde suchen – und finden. In offenen Gesprächsrunden wurde deutlich, warum Menschen in die Gemeinde kommen – und warum sie bleiben. Die Antworten waren lebensnah und ehrlich: Gemeinschaft, die trägt, Musik, die Herz und Seele erreicht, Freundschaften, die wachsen lassen, Atmosphäre und Wärme. Gesehen werden, nicht im Sinne von Leistung, sondern von Wertschätzung. Kinder, die einen sicheren Ort brauchen. Essen, Austausch und Miteinander. Es wurde spürbar: Gottesdienst lebt nicht nur von Worten – er lebt von Beziehungen.
Zehn Haltungen für tiefe Begegnungen
Jens Stangenberg stellte eine Reihe von Haltungen vor, die echte, tiefe Gespräche ermöglichen – eine Art Einladung, wie christliche Gemeinschaft wieder heilende Räume schaffen kann: Eine lernende Haltung einnehmen; Von Herzen sprechen; Generativ zuhören; Offenheit kultivieren; Die innere Stimme des Urteilens zurückhalten; Verlangsamung zulassen. Viele empfanden diese Impulse als wohltuend, weil sie ihnen halfen, sich selbst und einander neu wahrzunehmen.
Shalom-Räume: Orte, an denen Menschen aufblühen
Der Tag führte zur Vision sogenannter Shalom-Räume: Orte, an denen Menschen ohne Angst und ohne Scham miteinander reden können. Orte, an denen Frieden spürbar wird und Fragen nicht unterdrückt, sondern willkommen geheißen werden. Orte, in denen Gemeinschaft wächst – nicht durch perfekte Programme, sondern durch echte Beziehung. Für viele Teilnehmende aus dem HVLG wurde dieser Gedanke zum Kern des Tages: So kann Gemeinschaft wieder zu einem Ort werden, an dem Menschen aufatmen.
Ein Tag, der Hoffnung schenkte. Am Ende gingen die Menschen aus dem HVLG gestärkt, bewegt und mit neuer innerer Klarheit nach Hause. Nicht, weil alle Zweifel verschwunden wären, sondern weil sie erlebt haben: Wir dürfen gemeinsam fragen. Wir dürfen gemeinsam suchen. Wir dürfen gemeinsam glauben. Und weil Jens Stangenberg ihnen Wege gezeigt hat, wie diese ehrliche Suchbewegung zu einer tieferen geistlichen Erfahrung führen kann.